Almut Linde hat im Ausstellungsraum des Kunstvereins einen radikalen künstlerischen Eingriff vorgenommen. Über tausend silberne Ovale hängen in unterschiedlicher Höhe im ganzen Raum verteilt von der Decke, befestigt an silbernen Ketten und Silikonfäden. Der Titel der Arbeit verrät, dass es sich um ›1347 Lives‹, also um über tausend Leben handelt. Betrachtet man die glitzernden Plaketten etwas genauer, fallen die eingeprägten Buchstaben und Zahlencodes ins Auge. Es wird auf einmal klar, dass es sich um teilbare Erkennungsmarken der Bundeswehr aus Aluminium handelt. Eine solche Marke wird wie ein Amulett getragen und bewahrt nach dem potenziellen Tod eines Soldaten dessen Identität. Und hier geht es in der Tat um 1347 Identitäten und damit auch um Menschenleben. Die Installation gerät zu einem Denkbild, das zum Nachdenken über die Aktualität des Sterbens im Krieg Anlass gibt. Almut Linde zeigt mit ihrer Arbeit aber auch, dass Schönheit und Schrecken dicht beieinander liegen können. Die ästhetische Anziehungskraft des glitzernden den ganzen Raum dominierenden Werks bleibt trotz seines ernsten, den potenziellen Tod der betroffenen Menschen einbeziehenden Sinngehalts bestehen. Mit freundlicher Unterstützung durch die Allbau Stiftung und das Kulturbüro der Stadt Essen. |